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Geleitwort

über Jahrhunderte war Reichtum und die damit verbundene Macht physisch greifbar. Sie bestanden gleichermaßen im Besitz großer Mengen an Edelmetall, an Gold und Silber. In diesen Materialien treffen sich heute noch die Numismatik mit der Goldschmiedekunst. Durch den ökonomischen Überfluss an münzbarem Metall wurde die Goldschmiedekunst erst möglich, denn Gold und Silber dienten primär dem Handel und erst in zweiter Linie dem fürstlichem Prunk und bürgerlichem Luxus. So beginnt die eigentliche Entwicklung der profanen Goldschmiedekunst in Europa mit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als durch nachhaltige Verbesserungen im Bergbau und durch die Erschließung neuer Quellen in Westindien, dem heutigen Südamerika, die Silber- und Goldquellen in einer bis dahin ungeahnten Form sprudelten und der Silberpreis dramatisch sank. Damals stand über Jahrzehnte mehr Edelmetall zur Verfügung, als die europäische Wirtschaft benötigte, und so entstanden jene Werke der Goldschmiedekunst, die heute noch in Museen und Schatzkunstsammlungen zu finden sind. Zugleich aber reagierten die Erzeugnisse der Gold- und Silberschmiede ausgesprochen sensibel auf politische Veränderungen und die ökonomische Konjunktur. Der größte Teil der silbernen Trinkgefäße, Essgeschirre, Möbel und sonstige Prunkgeräte gerieten relativ bald wieder in den Schmelzöfen. So verschwanden im Verlauf des spanischen Erbfolgekrieges auf Befehl des Sonnenkönigs Louis XIV. mit dem silbernen Mobiliar von Versailles fast allen Erzeugnisse der französischen Goldschmiedekunst, seien es alte oder neue, in den Schmelzöfen der Münzstätten. Nicht viel besser erging es dem sächsischen Schatz an unvergoldeten Weißsilber, vergoldeten Silberarbeiten und aus purem Gold, der seit 1729 im Grünen Gewölbe von der wirtschaftlichen Macht und dem dynastischen Streben der Kurfürst-Könige zeugten. Er wurde vermünzt und wieder in den allgemeinen wirtschaftlichen Umlauf gebracht. Gerade die Werke aus Gold, seien es juwelenbedeckte Schmuckstücke oder königliche Gefäße, gingen in den wechselhaften Zeitläufen fast vollständig verloren, Dukatengold war einfach zu wertvoll. Münzen waren also nicht nur das wichtigste Zahlungsmittel, sondern auch aus sich selbst heraus Ursprung beeindruckender Kunstwerke. Ein Blick in den vollen Geldbeutel der europäischen Technik- und Kulturgeschichte ist deshalb ebenso kurzweilig wie informativ.

Dr. Dirk Syndram,
Staatliche Kunstsammlungen Dresden

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